Thema: Langsam reicht´s! -Beschwerde- Do Sep 14, 2017 10:04 pm
Seit nun 3 Wochen befinde ich mich in der Tagesklinik ..straße. Neben dem „Burn Out“ an meinem Arbeitsplatz – auch wenn die offizielle Diagnose anders lautet – sind es letztlich auch meine zwischenmenschlichen Probleme, meine kommunikativen Schwierigkeiten, die mich hier an diesen Ort brachten und die ich eben hier zu lösen gedachte. Und ich bin mir durchaus bewußt, daß diese Schwierigkeiten an vorderster Stelle stehen. Was ich aber vom ersten Tage an in dieser Einrichtung erlebe, sind Umstände, die ich weder gutheißen kann noch weiterhin zu ertragen in der Lage bin. Als „Neuankömmling“ wurde mir am ersten Tag ein Pate bzw. eine Patin zugeteilt, und dann erfolgte ein Rundgang durch das Haus. „Hier ist dieses; dort ist jenes…“ usw. Das ist sicherlich die übliche Weise. Allerdings wird hier jeder die gleichen Schwierigkeiten bekommen, denen ich auch begegnet bin: ich bin in einem völlig fremden Haus, an einem völlig fremden Ort. Ich kann mir nicht alle Räume merken, an denen ich vorbeigeführt werde, nicht sofort alle Infos und Details, mit denen ich „bombardiert“ werde. Wo sich was befindet, wo was ausgehängt ist und an wie vielen Stellen. Ebensowenig die Namen und Gesichter der zahlreichen Mitpatienten und Mitarbeiter. Das allein ist für mich ein besonderer, psychischer Streß. Auch wenn ich diese Meinung nicht teile, wird wohl der einstimmige Tenor der sein, daß das Erfragen der benötigten Infos eine probate Methode darstellt, Mitpatienten in Kontakt treten zu lassen. Das allerdings sind Informationen „aus zweiter Hand“, und ich erlebe dabei das, was ich in meinem Alltag permanent erlebe: diese Informationen sind meist unvollständig und oft genug auch noch falsch. Und damit laufe ich immer wieder in die Irre. Aber auch aus „erster Hand“ sind die Informationen oft unvollständig und nicht zielführend. Bei den Therapieangeboten im Aushang wäre eine Auflistung nach Wochentagen sinnvoll. Gegenwärtig sind sie ohne erkennbare Ordnung. Was spricht dagegen, eine Wochenübersicht mit allen individuellen und freien Therapieangeboten zu erstellen? Und was spricht dagegen, die Sportangebote (Fitneßraum, Schwimmen) ebendort mit aufzuführen, anstatt sich alles aus Einzelblättern zusammensuchen zu müssen? In den Räumen der Ergotherapie findet offenbar ein Angebot statt, welches „Filzen“ genannt wird. Auf meine Nachfrage erfuhr ich lediglich, daß man dort die Möglichkeit zur Gestaltung mit Filz hat. Daß es offenbar ein regelmäßiges Angebot ist, an welchen Tagen und zu welchen Zeiten es stattfindet, weiß ich immer noch nicht. Es hat aber auch noch niemand für nötig gehalten, mich darüber zu informieren. Und so muß ich wie ein unwissender Schuljunge jeder Information hinterherlaufen. Daß es demütigend ist, jedem Mitpatienten die Informationen regelrecht „aus der Nase ziehen“ zu müssen, muß ich wohl nicht betonen. Vor allem aber: dieses Angebot taucht in den Therapieangeboten nicht einmal auf!!! Bei der Visite in der letzten Woche wird – anders als im Wartezimmer eines Arztes – nicht der Reihe nach aufgerufen, sondern es werden Termine für jeden Patienten vergeben. Wenn ich diese Liste nicht zufällig im Aushang des Gruppenraumes der II. Etage gesehen hätte – ich hätte es nicht einmal gewußt! Das kann doch alles nicht sein! Der „Klopper“ aber kam gestern, Donnerstag: Frau R. hatte am Dienstag mit mir einen Termin vereinbart. Einzige Information: 14 Uhr. Und so saß ich früh genug vor dem Dienstzimmer im Erdgeschoß in der Erwartung, dort abgeholt zu werden. Um kurz nach 14 Uhr bin ich hinaufgegangen ins Dienstzimmer II. OG. Dort allerdings habe ich niemanden angetroffen. Im Erdgeschoß bei Frau Lopez hing ein Zettel an der Türe: „Bitte nicht stören – Schreibarbeiten“. Damit waren für mich die Möglichkeiten zur Nachfrage erschöpft. Als ich um 14:20 Uhr dann nochmals hinaufging, erfuhr ich, daß Frau Raphael ihr Büro auf dieser Etage hat. Und damit ist dieser Termin geplatzt. Ich war viel zu spät. Ich hätte kotzen können! Ist es – in Gottes Namen – zuviel verlangt, wenn man mir gesagt hätte „Um 14 Uhr in meinem Büro!“? Stattdessen läßt man mich wie einen Idioten im Regen stehen! Die Therapieplanung wurde vom Donnerstag auf den Folgetag verschoben. Neben dem Morgenspaziergang gab es für mich an diesem Tag kein weiteres Angebot. Für mich wäre dieser Termin das „Highlight“ des Tages gewesen. Lange herbeigesehnt und wohl die einzige Zeit an diesem Tage, die für mich – vielleicht - effektiv gewesen wäre. Daraus wurde nichts, und das war für mich geradezu niederschmetternd. Welchen Sinn hat eigentlich mein Klinikaufenthalt, wenn ich den ganzen Tag eine quälende Stunde nach der anderen „totschlagen“ muß? Wenn jede Stunde, die ich hier untätig verbringen muß, zu einer Folter wird? Ohne Zweifel wird man mir sagen, daß ich während dieser gesamten Zeit doch die Möglichkeit habe, meine „sozialen Kompetenzen“ zu „trainieren“. Aber diese Möglichkeit habe ich eben nicht! Bereits auf dem ersten Bogen von „Wochenziele und Planung“ schrieb ich auf den Punkt Was werden Sie in dieser Woche tun oder lassen, um Ihren Zielen näher zu kommen? Beziehen Sie sich dabei auf Ihre „großen“ Ziele oben. ganz bewußt: Eine Frage, die ich in dieser Form nicht beantworten kann. Mir stellt sich nicht die Frage, was ich tun oder lassen werde, um meinen Zielen näher zu kommen – mir stellen sich die Fragen: a) was ich überhaupt tun kann, und b) wie ich es tun/ausführen/bewerkstelligen kann, um meinen Zielen näherzukommen. Genau so ist es doch nach wie vor: ich weiß es nicht! Und ich werde damit völlig allein gelassen! Es macht keinen Sinn, mich in Situationen zu führen, die vielleicht die Möglichkeit der Kommunikation innehalten – um mich dann geradewegs darin „verhungern“ zu lassen. Dazu brauche ich keine Therapie. Solche Situationen finde ich im Alltag und auf der Arbeit weit mehr, als ich ertragen kann. Letztlich erlebe ich hier das, was ich eben in meinem Alltag tagein, tagaus erlebe: ich komme an meine Grenzen und an dem Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht. Für mich war dieser Klinikaufenthalt der letzte Versuch. Doch statt Hilfe zu bekommen – läßt man mich darin gnadenlos „absaufen“. Herzlichen Dank…..
Catwoman
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Thema: Re: Langsam reicht´s! -Beschwerde- So Sep 24, 2017 10:46 am
Hi Mat,
Ich war 'ne Weile nicht hier und seh jetzt erst was du geschrieben hast. Da das schon wieder 10 Tage her ist hat sich vielleicht schon wieder das ein oder andere geändert bei dir ? Vielleicht erwartest du hier auch keine Reaktion, vielleicht wolltest du deinem Herzen nur Luft machen ? Ich weiss auch eigentlich gar nicht was ich dir schreiben könnte ? Bin mir sicher dass meine Sichtweise über das was du schreibst nicht überein kommt mit deiner Sicht auf die Dinge, deshalb lass ich's auch mal. Vielleicht nur das, schliesslich und endlich wirst du deine Probleme selber lösen müssen. Keine Therapie, kein Psychologe/Therapeut, keine gut gemeinten Ratschläge von anderen werden dir am Ende weiterhelfen. Diese Erfahrung hab ich selber gemacht, war ja auch mal in so einer Situation. Auch wenn du's sicher nicht mit mir eins sein wirst, aber ich denke es ist sogar das Beste wenn du dir mehr oder weniger selber überlassen bist. So schmerzhaft das auch sein mag und wie gross die Verzweiflung im Moment auch für dich ist, du MUSST dich mit dir selber befassen wenn du 'geheilt' werden willst. Erst wenn du ganz durchdringst zum Kern deines Bewustseins und deines Wesens mit allen Höhen und Tiefen, kannst du erkennen was du tun musst um zu 'heilen'. Und dazu braucht man die 'Ruhe' um sich mit sich selber zu befassen, wie schwer das auch sein mag. Das ist wie mit einem See, erst wenn sich alle Wogen geglättet haben und das Wasser ganz still geworden ist, kannst du dein eigenes 'Abbild' im Wasser klar erkennen. Niemand anderers kánn deine Probleme lösen, das musst du selber tun. Es ist ein sehr schwere Weg, aber wohl der einzige der dich vielleicht ans Ziel bringen kann. Dazu musst du aber auch bereit sein und dich nicht darauf verlassen dass jemand oder etwas anderes deine Probleme einfach wegnehmen kann. Das wird nicht passieren. Du kennst dich selber am besten und die beste Hilfe die du bekommen kannst ist die Hilfe die du dir selber zukommen lässt. Aber wie gesagt, auch méine gut gemeinten Ratschläge werden dir wohl kaum helfen, deshalb lass ich's auch mal hierbei. Ich wünsch dir alles Gute und viel Kraft und Weisheit auf deinem weiteren Weg zu dir selber
"Was vor uns liegt und was hinter uns liegt ist nichts im Vergleich zu dem was in uns liegt."
Ja, Cat, das ist schon wieder 10 Tage her - und seitdem hat sich tatsächlich viel verändert. Das war wohl der Tiefpunkt, an dem ich erst ankommen mußte, damit es wieder hochgeht. Und seitdem geht es wieder hoch. Und nein, ich erwarte in der Klinik keine Wunder (mehr). Insgesamt findet dort überaus wenig Therapie statt. Man kann das bemängeln, aber mir ist klar geworden, daß ich diese Zeit nutzen kann, um selbst aktiv zu werden. Ich gewinne zurzeit Abstand von der Arbeit, ich kann das stete Gefühl, daß jederzeit das Handy loslärmt, langsam abschütteln. Der Bereitschaftsdienst hat seine Spuren hinterlassen. Ich habe so langsam Kontakt zu den Mitpatienten bekommen und arbeite daran, das zu trainieren, was man so "soziale Kompetenzen" nennt. Mir scheint sogar, daß ich dem Ganzen etwas Freudvolles abgewinnen kann
Ich schreibe diese Woche noch einmal hier. Hab noch Arbeit hier und immer eine bescheidene W-Lan-Verbindung
Waldfee
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Thema: Re: Langsam reicht´s! -Beschwerde- Do Okt 05, 2017 11:29 am
Huhu derMat,
was mich sehr interessiert: wie haben denn die Therapeuten und auch die Mitpatienten auf Deine Beanstandungen reagiert? Konnten die das nachvollziehen? Ich finde es nämlich merkwürdig und unverständlich, dass jemand Neues da teils so im Regen stehen gelassen wird.
Und im Übrigen freut es mich sehr, dass nach dem Tiefpunkt der Aufstieg begann!!! Ganz herzliche Grüße!!!
Catwoman
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Thema: Re: Langsam reicht´s! -Beschwerde- Di Okt 10, 2017 10:39 am
Bin doch auch ein bisschen neugierig wie's jetzt mit unserm Mat geht ? Wäre schön wenn der Weg wieder bergauf führen würde und es dir wieder etwas besser geht. Deine letzte Nachricht hier klang ja schon etwas positiever, ich hoffe für dich dass es weiterhin immer mehr in die gute Richtung geht. Halt die Ohren steif ! Wäre auch nett mal wieder was von dir zu hören/lesen.